Sänger-Einheit 1872 e.V.                                           Viernheim 
    Mitglied im Sängerkreis Bergstraße - Mitglied im Hessischen Sängerbund                                               Mitglied in Deutschen Chorverband


 

Unsere Gründungsväter im Jahre 1872

 

 Chorgesang im Wandel der Zeit

Dank der wie immer großartigen Unterstützung durch Vorstandsmitglied Klaus Haas blickt das „Viernheimer Tageblatt“ auf die 145-jährige Geschichte der Sänger-Einheit zurück.

Am 5. August 1872 haben 18 beherzte Männer mit angesehenen Viernheimer Namen die Statuten eines Gesangvereins unterschrieben und damit den zweiten Viernheimer Gesangverein mit dem Namen „Sänger-Einheit“ gegründet. Das künftige Gesangslokal war die Gaststätte „Zum Schwanen“, die in späteren Jahren dem Abriss zum Opfer fiel. Will man die Geschichte des erfolgreichen Viernheimer Vereins gebührend würdigen, so ist diese lange Zeit mit den Ereignissen der Zeitgeschichte in Zusammenhang zu bringen. Der Krieg 1870/71 gegen Frankreich war gerade siegreich beendet, und Wilhelm der 1 zum Kaiser aller Deutschen ausgerufen worden. Berlin wurde zur Reichshauptstadt erklärt. Die Zeit, wenn auch sehr arm, war von großem vaterländischem Patriotismus geprägt, und überall im Land entwickelte sich technischer Fortschritt. Auch die Gesangvereine hielten dieser Entwicklung stand und vergrößerten sich in kürzester Zeit zu leistungsstarken Chören. Sie wurden zum Kulturträger der Nation. Gesang und Laien-Theaterspiele waren wichtige Bestandteile der Kulturpflege.

Kameradschaftsgeist und Zusammenhalt


Zeitgeschichte und Vereinsgeschichte könnten Bände füllen mit vielen frohen, gemeinsamen Stunden, aber auch traurigen Geschichten. Kriege, Inflationen, Grenzveränderungen großen Ausmaßes haben diese Jahre geprägt. Auch das Vereinsleben hatte mit diesen Veränderungen und Verhältnissen seine Höhen und Tiefen zu durchleben. Es ist bewundernswert, wie Menschen der damaligen Zeit sich zu fröhlichen Gemeinschaften zusammenschlossen, um kulturelles Gut zu pflegen und zu erhalten. Kameradschaftsgeist und Zusammenhalt waren natürliche Voraussetzungen für das Fortbestehen bis in die heutige Zeit. Viele Generationen haben der Sänger-Einheit seit 145 Jahren die Treue gehalten, segensreich gewirkt, kulturelles Leben gepflegt und mitgeholfen Viernheim zu prägen.

Zu Fuß zur Arbeit nach Mannheim 


Als Einheitssänger in ihre erste Singstunde im Gasthaus „Zum Schwanen“ pilgerten, waren die Gassen mit Petroleumfunzeln nur spärlich beleuchtet. Sie waren bei Regenwetter mit Wasserlachen und Schlammpfützen übersät. Die etwa 50 in Mannheim beschäftigten Arbeiter marschierten entweder zu Fuß zu ihren Arbeitsstätten oder sie ließen sich per Bauernwagen transportieren. Viernheim wurde erst fünfzehn Jahre später zur Bahnstation. Die armen, hilflosen Kranken mussten noch bei mangelhafter Pflege in dumpfen Kammern leiden; denn das Spital mit vier Betten entstand erst zehn Jahre nach der Gründung des Vereins. Unbefriedigend waren auch die Schulverhältnisse. Neben dem alten Schulhaus in der in der Mannheimer Straße, gab es noch einen Schulsaal im Gasthaus „Zur Stadt Mannheim“. Die Kinder im „Unterdorf“ hatten einen weiten Schulweg und saßen dichtgedrängt in den zu kleinen Schulstuben. 1873 kam noch ein Schulsaal im Haus des Holzhändlers Brechtel in der Weinheimer Straße 14 dazu und erst 1880 mit der Goetheschule das so dringend benötigte zweite Schulhaus. Eine gewisse Erleichterung für die Hausfrauen brachte die „Kinderschule“ der „Englischen Fräulein“, die 1870 von Pfarrer Euler begründet worden war.

1876: Erstes Konzert im „Hessische Haus“


Zwei Jahre nach der Gründung fand im Jahr 1874 die Fahnenweihe statt. Das erste Konzert der Sänger-Einheit wurde 1876 im „Hessische Haus“, später die Mühle Deeg in der Hügelstraße durchgeführt. 1909 erfolgte der Lokalwechsel vom „Ratskeller“ in den Freischütz. Am Ende des Ersten Weltkrieges 1918 hatte die Sänger-Einheit vierzehn Gefallene zu beklagen. Während des Zweiten Weltkrieges wurden die Singstunden in beschränkter Form fortgesetzt. Am Ende desselben waren 22 Gefallene zu beklagen. Das 75-jährige Jubiläum 1947 wurde mit einem Festkonzert begangen. Es war das erste seiner Art nach dem Zweiten Weltkrieg. Mit 166 aktiven Sängern hatte die Sänger-Einheit ihren Höchststand erreicht. Im gleichen Jahr erfolgte die Gründung eines Doppelquartetts. 1957 übernahm Chormeister Fritz Wirth die Sänger-Einheit. Zwei Jahre später wurde die erste Sängerreise ins belgische Mechelen unternommen.

1960: Gerhard Wind übernimmt Chor 


Am 16. August 1960 übernahm Gerhard Wind die Sänger-Einheit. Damals zählte der Chor 132 aktive Sänger. Am 16. Juni 1962 erfolgte anlässlich des 90-jährigen Jubiläums der Sänger-Einheit die Uraufführung „Die Quelle“ für Männerchor und Doppelquartett von Otto Siegel im Saal „Zum Freischütz“. Der Komponist war beim Konzert anwesend und trug sich in das Goldene Buch der Stadt Viernheim ein. Am 27. November 1966 übernahm Franz Josef Siegel die Sänger-Einheit.
Im 1972 wurde das 100-jähruge Jubiläum mit einem Festkommers, Preissingen, Internationalem Abend und Gesellschaftsabend mit dem Orchester Max Greger gefeiert. Am 2. Juni 1973 wurde das Bürgerhaus durch einer Feierstunde seiner Bestimmung übergeben. Seit dieser Zeit finden die Chorproben der Sänger-Einheit im kleinen Saal statt. Am 26. März 1977 übernahm Gerhard Wind wieder die musikalische Leitung der Sänger-Einheit. Am 8. Mai 1982 besteht der Verein seit 110 Jahren und feiert dieses Jubiläum einem Festwochenende bestehend aus Festkommers, Internationaler Abend, Punkt-und Prädikatssingen sowie Galaabend mit Günther Noris und der Bundeswehr-Big-Band.

1999: Einweihung der Vereinshalle durch Pfarrer Angelo Stipinovich

Am 29. November feierte Gerhard Wind sein 40-jähriges Jubiläum als Chorleiter. In der Bergstraßenhale in Laudenbach fand vor über 2.000 Zuschauern ein Gemeinschaftskonzert aller Vereine von Gerhard Wind statt. Das 115-jährige Jubiläum wurde in der Feierabendhalle gefeiert, fünf Jahre später weilten zum Geburtstag Stefan Mross und Freddy Breck zum Winterball im Bürgerhaus. Die neue Halle der Sänger-Einheit am Lampertheimer Weg nahm 1998 immer mehr Gestalt an. Insgesamt wurden von den Helfern über 5.000 Arbeitsstunden geleistet. Am 14. August 1999 erfolgte die Einweihung der Vereinshalle durch Pfarrer Angelo Stipinovich. 2001 gab Karl Hanf nach 18 Jahren das Amt des Ersten Vorsitzenden ab. Nachfolger wurde Gregor Marschall. 2005 sang die Sänger-Einheit im Mainzer Dom. Am 27. März 2011 wurde Gerhard Wind durch ein gemeinsames Konzert mit dem MGV Liederkranz im Bürgerhaus verabschiedet. Nachfolgerin wurde Sonja Kirsch. Es begann eine harmonische und erfolgreiche Zusammenarbeit mit der charmanten und beliebten Chorleiterin in den folgenden Jahren, wobei die Reise in das Baltikum und das große Abschiedskonzert „The Best of music“ im Juni 2016 zu den absoluten Höhepunkten gezählt werden müssen. Sonja Kirsch wechselte aus beruflichen Gründen im August 2016 nach Südafrika. Nachfolger wurde Meinhard Wind.

Vorstand seit 2005 zusammen 


Die Sänger-Einheit hatte in ihrer 145-jährigen Vereinsgeschichte einen Präsidenten. Alex Adler hatte dieses Amt 26 Jahre inne. Insgesamt besaß der Verein dreizehn Vorsitzende, davon 22 Jahre Alex Adler. 19 Chorleiter leiteten den Chor, Rekordhalter ist Ehrenchorleiter Gerhard Wind mit 40 Jahren. Gemäß der Generalversammlung aus dem Jahre 2005 wurde auf ein Führungsgremium umgestellt, das bis heute im Amt ist. Bereichsleiter Musik ist Rainer Brechtel, Bereichsleiter Veranstaltung ist Gerd Schlicher, Bereichsleiter Verwaltung ist Wolfgang Haas sowie Hans-Werner Zöller ist Bereichsleiter Finanzen. Von 2005 bis 2011 war Gregor Marschall Vorstandssprecher.

Prägende Persönlichkeiten


Die Sänger-Einheit hat in ihrer 145-jährige Geschichte zahlreiche prägende Persönlichkeiten besessen, doch mit den Namen Gerhard Wind, Hans Benz und Alex Adler verbindet wohl jeder Sänger eine ganz persönliche Geschichte. Sowohl bei der Sänger-Einheit als auch beim Liederkranz Viernheim hat Chorleiter Gerhard Wind tiefe Spuren hinterlassen. Gerhard Wind leitete den Chor der Sänger-Einheit 40 Jahren, beim Liederkranz waren es gar 58 Jahre, was ihm wie bei der Sänger-Einheit den Titel des Ehrenchorleiters einbrachte. Es ist die längste Zusammenarbeit mit einem Dirigenten in der Geschichte beider Viernheimer Vereine. Während dieser Zeit konnten beide Vereine dank der Akribie von Gerhard Wind herausragende Erfolge bei vielen Konzerten und Chorwettbewerben erzielen und sind Zeugnis einer fruchtbaren Zusammenarbeit. Getreu dem Motto des Chorleiters „Nur Leistung bringt Freude“ sind die Viernheimer Sänger stolz, einen solchen Ausnahmedirigenten über Jahrzehnte in ihren Reihen gehabt zu haben. All die Jahre habe Wind stets auf drei Dinge besonderen Wert gelegt, verrieten die Vereinsvertreter. Gute Atemtechnik, Blickkontakt zum Dirigenten sowie eine klare Aussprache. Die Sänger bestritten nicht, dass das Arbeiten mit Gerhard Wind nicht immer einfach gewesen ist. Er verlangte von sich das Maximum und auch von seinen Sängern. „Er hat Viernheim zu einer Sängerhochburg gemacht“, sind sich die Sänger sicher. Am 27. März 2011 gaben die Sänger-Einheit und der MGV Liederkranz gemeinsam ein phantastisches Abschlusskonzert für ihren Ehrenchorleiter Gerhard Wind im ausverkauften Bürgerhaus. Wind starb am 28. Juni 2016 im Alter von 88 Jahren und wurde am 5. Juli 2016 auf dem Heddesheimer Friedhof beigesetzt.

Solist im unvergessenen Doppelsextett der Sänger-Einheit
Hans Benz wurde am 7. April 1921 geboren und trat am 24. Februar 1938 in die Sänger-Einheit ein. Von 1950 bis 2001 war er Vizedirigent-länger und nachhaltiger als all seine Vorgänger. Er erhielt hierfür die Kreismedaille in Gold. Am 26. März 1995 wurde Benz zum Ehrenvizedirigent ernannt. Ein Jahr später erhielt er anlässlich seines 75-jährigen Geburtstages die Ehrenmedaille in Gold seiner Heimatstadt Viernheim aus den Händen von Bürgermeister Norbert Hofmann. Benz war lange Jahre nicht nur Mitglied, sondern auch Solist im unvergessenen Doppelsextett der Sänger-Einheit Er leitete jahrelang den Rathauschor und war Chef des Chores des KC Harmonie. Hans Benz verstarb am 21. März 2003 und wurde auf dem Viernheimer Friedhof beerdigt.

22 Jahre lang Vorsitzender
Alex Adler wurde am 16. Februar 1926 geboren. Er trat am 1. März 1942 in die Sänger-Einheit ein. Von 1957 bis 1979 war Adler 22 Jahre lang Vorsitzender, länger als seine Vorgänger. 1979 wurde er erster und einziger Präsident des Vereins. 1987 verlieh der Kreis Bergstraße zum ersten Mal die „Plakette für die Verdienste um die Vereinsarbeit“ an Alex Adler-für langjährige Vereinsarbeit im Kegelsportverein und bei der Sänger-Einheit. Alex Adler war im Besitz aller Auszeichnungen seiner Sänger-Einheit und aller Auszeichnungen des Hessischen-und Deutschen Sängerbundes. Alex Adler verstarb am 11. November 2005 und wurde am 16. November 2005 auf dem Viernheimer Friedhof beerdigt. Den letzten musikalischen Gruß an seinem Grab dirigierte Gerhard Wind.